Wir haben die Key Takeaways aus dem Online Panel für euch zusammengefasst. Die über 250 Anmeldungen, die gehaltvolle Diskussion und die vielen Fragen aus dem Publikum haben uns gezeigt: Topsharing trifft den Zeitgeist und das Interesse, mehr über dieses Führungsmodell zu erfahren, ist gross!
Am ersten #JobsharingTalk waren Anne-Käthi Leuenberger, Jürg Eggenberger, Anja Knabenhans, Alexander Schmidt und Barbara Künzle mit dabei und haben ihre Erfahrung und ihr reiches Know-How mit uns geteilt. Wenn du den Zoom-Talk verpasst hast oder diesen nochmals nachschauen möchtest: am Schluss des Artikels findest du die Aufzeichnung.
Und hier sind die wichtigsten Punkte und Statements für euch zusammengefasst:
Topsharing bedeutet Sparring
Im Topsharing zu arbeiten heisst, immer eine Sparringpartnerin oder einen Sparringpartner mit dabei zu haben. Damit ist gemeint, sich fachlich austauschen und verschiedene Perspektiven sowie einen breiten, vielseitigen Erfahrungsschatz in Diskussionen einbringen zu können. Dies zeigt sich als Vorteil bei wichtigen Entscheidungen (beispielsweise Rekrutierungsentscheidungen), welche ausgewogener und qualitativ besser ausfallen, wenn sie vorab im Duo besprochen wurden.
«Es fühlt sich sehr gut an zu wissen, dass man stets eine Person an der Seite hat, die einem ergänzen kann mit ihrem Fachwissen.» (Anne-Käthi)
«Co-Lead hilft, kreative Lösungen zu finden.» (Jürg)
Stellvertretung ist immer geregelt
Bei längeren Abwesenheiten wie Mutterschaft oder auch im Alltag an den Tagen, an welchen eine Person aufgrund eines Teilzeitpensums nicht arbeitet, ist die Stellvertretung geregelt. Das Wissen ist auf mehrere Personen verteilt. Kollaborative Arbeitstools unterstützen den Wissenstransfer sowie die Kommunikation und helfen, nicht nur Fakten, sondern auch Stimmungen innerhalb des Job-Tandems weiterzugeben.
«Stellvertretungsregelung ist ein Automatismus in der Co-Leitung.» (Alex)
Topsharing entlastet
Die einer Rolle zugeschriebene Verantwortung wird von zwei Personen getragen. Die wahrgenommene Belastung bei Personen, die Beruf und Familie vereinbaren, ist sehr hoch. Insbesondere der Druck, ständig erreichbar sein zu müssen, wird von vielen als belastend wahrgenommen. Da kann eine Co-Leiterin oder ein Co-Leiter entscheidend entlasten.
«Das Teilen der Verantwortung nimmt Führungspersonen viel Last ab.» (Barbara)
Topsharing lässt die Kombination von Fach- und Führungsaufgaben zu
Viele Job-Tandems, das zeigen auch die Portraits im seeingisbelieving-Blog, arbeiten zusammen in einem Pensum mit mehr als 100 Stellenprozenten. Bei Alexander und Rahel sind es 160 %, bei Anne-Käthi und Miriam beispielsweise 140 %. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, neben der Führungsarbeit und konzeptionellen Aufgaben auch selber operativ in Projekten mitzuarbeiten.
«Ich arbeite gerne auch an operativen Projekten. In Bezug auf das Ressourcen-Management ist das ist im Topsharing besser möglich, als wenn ich alleine die gesamte Führungsverantwortung tragen würde.» (Anne-Käthi).
«In fachliche Themen eintauchen zu können ist für uns wichtig, um mit Mitarbeitenden auf Augenhöhe reden zu können.» (Alex)
Topsharing ist oft (noch) die Ausnahme
Topsharing ist in den meisten Unternehmen noch wenig verbreitet. Wieso? Dies kann verschiedene Gründe, sowohl auf Seite der Unternehmen als auch auf der Seite der Arbeitnehmenden, haben.
«Ich habe schon oft gesehen, dass ein Unternehmen Job- und Topsharing anbietet, es jedoch von der Linie nicht unterstützt wird.» (Barbara)
«Bei KMU ist das Gefühl da, es koste mehr. Da ist wichtig, dass die Vorteile des Modells gut aufgezeigt werden.» (Jürg)
«Wenn man ein Topsharing will, muss man es auch einfordern. Es wünschen sich mehr Mitarbeitende Topsharing, als es in Unternehmen angeboten wird.» (Barbara)
Gemeinsames Werteverständnis als Erfolgsfaktor
Zwei Personen, die sich den Job teilen, müssen nicht gleich sein. Zu Beginn der Zusammenarbeit braucht es Zeit, um eine einheitliche Kommunikation, eine gemeinsame Werthaltung und ein gemeinsames Führungsverständnis zu finden.
«Wir haben zu Beginn ein Coaching gemacht und auch über unsere Ängste gesprochen. Beispielsweise über die Angst, uns gegenseitig nicht zu genügen.» (Anne-Käthi)
«Eine Co-Leitung geht weiter wie die Zusammenarbeit in einer Geschäftsleitung. Dies ist ein Entwicklungs-Prozess, welcher Zeit braucht, da eine Vertrauensbasis zuerst aufgebaut werden muss.» (Jürg)
«Wir hatten uns damals 2-3 Monate Zeit genommen. Es können jedoch nicht alle Eventualitäten vorab abgestimmt werden. Da muss man dann kompromissbereit sein und über eine gewisse Fehlertoleranz verfügen.» (Alex)
«Wenn eine Person sehr kontrollierend ist und die andere auf Eigenverantwortung setzt, wird das schwierig.» (Anne-Käthi)
«Wir wurden zu Beginn gecoacht vom HR, die uns geholfen haben, die Grenzbereiche auszuloten.» (Alex)
Topsharing eignet sich nicht für alle
Jobsharing hat viele Vorteile, ist aber ein Arbeitsmodell, das nicht für jede oder jeden passt. Daher ist im Rekrutierungsprozess ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, ob eine Person für ein Topsharing geeignet ist oder nicht.
«Wichtig sind eine offene Kommunikation, Proaktivität, Flexibilität und Transparenz.» (Barbara)
«Man muss dem Gegenüber den Erfolg gönnen mögen. Es werden nicht beide immer gleich im Spotlight sein. Dies muss man akzeptieren können.» (Anne-Käthi)
Es braucht zukünftig mehr flexible Arbeitsmodelle
Unternehmen leiden unter dem Fachkräftemangel und haben Schwierigkeit, die passenden Fachkräfte zu finden. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt im Wandel. Kollaborative Zusammenarbeit, flache Hierarchien uvm. sind Themen, die in den meisten Unternehmen diskutiert werden. Mitarbeitende fordern zunehmend flexible Arbeitsmodelle wie Job- und Topsharing ein. Um in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen Schritt vorwärts zu kommen, braucht es jedoch eine deutlich grössere Verbreitung flexibler Arbeitsmodelle, als wir sie heute vorfinden.
«Wenn es mehr Männer in Teilzeitpositionen gäbe, wäre die Vereinbarkeit viel einfacher.» (Barbara)
«Teilzeit wird oft in Bezug gesetzt mit Frauen, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt suchen. Aber es hat gar nichts mit dem Geschlecht zu tun. Teilzeit ist ein Modell für Familien.» (Jürg)
«Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Role Models, auch auf Geschäftsleitungsebene, dann wird Topsharing im Unternehmen automatisch als «normal» angeschaut.» (Anne-Käthi)
Wenn ihr noch mehr über Topsharing erfahren möchtet, beispielsweise welche Tools Alexander und Anne-Käthi für den täglichen Abgleich nutzen, wie das Vorgehen in einem Tandem-Assessment ist oder wie ihr eure Vorgesetzten von einem Topsharing überzeugen könnt, dann gibt es hier den ganzen Talk zum Nachschauen. Viel Vergnügen.
Online-Talk, 2. Juni 2022 mit:
· Anne-Käthi Leuenberger | Topsharing mit Miriam Wälti bei der PostFinance
· Jürg Eggenberger | Co-Geschäftsführung von Swiss Leaders mit Claire-Lise Rimaz
· Alexander Schmidt | Topsharing mit Rahel Maurer bei SBB Infrastruktur
· Barbara Künzle | Botschafterin WEshare1 und Partnerin bei der Avenir Group
· Moderation: Anja Knabenhans, Chief of Content bei Any Working Mom GmbH, der Plattform für selbstbestimmte Eltern
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