Ein Jahr nach dem Interview zum Thema Topsharing am USZ treffe ich Simon Müller erneut. Seine Topsharing Partnerin, mit der er von 2021 bis 2023 in einem Tandem tätig war, hat das USZ zwischenzeitlich verlassen. Simons Anliegen war es, als Vater von zwei Kindern weiterhin in einem 80% Pensum arbeiten zu können. Mit Grégoire Morand hat er einen neuen Co-Leitungspartner gefunden, der ihn mit einem 100% Pensum ergänzt. Ich habe bei Simon nachgefragt, wie er seinen neuen Tandempartner gefunden hat und was seine Lernerfahrungen aus dem ersten Topsharing sind.
Kristin von Lüdinghausen: Wie hast Du Deinen neuen Co-Leitungspartner gefunden?
Simon Müller: Grégoire war der Klinik bereits bestens bekannt, denn er hat einerseits seine Ausbildung am USZ durchlaufen und andererseits länger als Oberarzt bei uns gearbeitet. Als einer der qualifizierten Fachexperten in der Kopf-Halschirurgie in der Schweiz war Grégoire somit von Anfang an ein Wunschkandidat. Zudem bringt er ideale Voraussetzungen für ein Topsharing mit: Er zeichnet er sich durch seine kollaborative Art aus und hat ebenfalls zwei kleine Kinder. Eine optimale Fortsetzung für ein Co-Leitungsmodel, mit dem ich nach wie vor sehr zufrieden bin.
KvL: Nach über drei Jahren Erfahrung im Topsharing: Was sind für Dich die Vorteile des Modells?
SM: Ein grosser Vorteil im klinischen Alltag ist, auf die Beurteilung und Ideen einer Person zählen zu können, die sowohl bezüglich Kompetenz und Erfahrung als auch hierarchisch auf Augenhöhe ist. Es kann viel erreicht werden, wenn beide die gleichen Ziele haben. Wichtig ist jedoch auch, dass das Model von beiden Seiten gewünscht und gelebt wird. Eine kontinuierliche Kommunikation ist essenziell sowie der Wille, Zeit in Absprachen zu investieren. Ist dies gegeben, stellt Topsharing eine enorme Entlastung und grosse Bereicherung dar.
KvL: Was nimmst Du an Lernerfahrungen aus dem ersten Tandem mit?
SM: Ziele, auch die persönlichen, müssen klar definiert sein. Ebenso ist eine klare Aufgabenteilung die zentrale Grundlage für ein Co-Leitungsmodel. Potenzielle Konfliktfelder gilt es präventiv zu klären. Dazu benötigt man ausreichend Luft und Raum für den Austausch, der über den klinischen Alltag hinausgeht.
KvL: Was ist wichtig bei einem Wechsel, z. B. auch punkto Kommunikation innerhalb bzw. ausserhalb des Tandems?
SM: Aufgrund der Aufgabenteilung in einem Co-Leitungstandem ist eine klare Übergabe sämtlicher Aufgaben essenziell. Da Co-Leitungsmodelle im Vergleich zu Einzelleitungen am USZ nicht der Standard sind, lohnt sich eine proaktive interne Kommunikation darüber, dass es sich erneut um ein Topsharing handelt. Dadurch lassen sich Verwirrungen bezüglich der jeweiligen Ansprechpartner:innen vermeiden. Wichtig ist auch, dass die neue Person wichtigen Kooperationspartner:innen von der vorherigen Tandempartnerin bzw. vom vorherigen Tandempartner und - wenn immer möglich - von der vorgesetzten Person des Tandems angekündigt und vorgestellt wird. Auf diese Weise kann ein nahtloser Übergang erfolgen.
KvL: Herzlichen Dank fürs Gespräch und weiterhin viel Freude und Erfolg bei Deinem Wirken im Topsharing.
Topsharing in der Medizin? Das erste Interview «Balanceakt zwischen Traumjob und `normalem Leben` - Topsharing beim Universitätsspital Zürich» gibt es im Blogbeitrag vom Mai 2023 zum Nachlesen.
Mehr Informationen zum Thema sowie der aktuelle USZ Diversity & Inclusion Report 2023 sind auf Diversity & Inclusion am USZ zu finden. Beim USZ werden alle Vollzeitvakanzen mit einem Pensum von 80% bis 100% ausgeschrieben. Teilzeitarbeit sowie Job- und Topsharing in einem Pensum zwischen 40% und 80% werden unterstützt. Die Teilung von Verantwortung wird am USZ als Möglichkeit gesehen, dass Mitarbeitende sich mit unterschiedlichen Fähigkeiten optimal ergänzen können.
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